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Bis das Glück uns findetOverlay E-Book Reader

Bis das Glück uns findet

Roman | Lucy Dillon

E-Book (EPUB)
2017 Goldmann Verlag; Hodder & Stoughton
482 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-641-21087-8

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Kurztext / Annotation
Nancy ist vier Jahre alt, fast fünf. Sie plappert wie ein Wasserfall: beim Frühstück, im Kindergarten, mit ihren Stofftieren. Doch an einem kalten Wintermorgen wird alles anders. Nancys Eltern trennen sich - und sie verstummt. Nancys Tante Eva ist vierundvierzig, fast fünfundvierzig. Vor Jahren verliebte sie sich Hals über Kopf in den deutlich älteren Michael. Es ist das große Glück - bis er unerwartet stirbt und Eva allein zurückbleibt. Doch dann tritt ihre Nichte Nancy unerwartet in Evas Leben. Und bald entwickelt sich eine besondere Freundschaft zwischen dem stillen Mädchen und der Frau, die erkennt, dass das Glück einen manchmal von ganz allein findet ...

Lucy Dillon kommt aus Cumbria, einer Grafschaft im Nordwesten Englands. Sie studierte Englische Literatur in Cambridge und lebt heute mit ihren zwei Hunden, einem alten Range Rover und viel zu vielen Büchern in einem Dorf in der Nähe von Hereford.



Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Kapitel 1

Als Patrick sein Notizbuch öffnete, um nachzuschauen, welche Themen er bei der Mediation ansprechen wollte, bohrte Caitlin die Fingernägel in die Handfläche. Sie fragte sich, wo sie gelesen hatte, dass einen gerade die kleinen Besonderheiten eines Menschen, in die man sich am Anfang verliebt hatte, am Ende dazu brachten, ihn mit der Gabel erstechen zu wollen.

Patrick sah immer noch gut aus, mit den prägnanten Wangenknochen und dem dichten braunen Haar, das schneller wuchs als ihres. Er war immer noch energiegeladen und verdammt munter für jemanden, der unübersehbar darunter litt, dass er von Frau und Kindern getrennt war - vermutlich wegen der Extraportion Schlaf, dachte Caitlin gehässig. Er roch immer noch nach Kaffee und Rasierwasser, hielt ihr bei den Mediationssitzungen immer noch die Tür auf und trug immer noch die Manschettenknöpfe in Bonbonform, die ihm Joel und Nancy zu Weihnachten geschenkt hatten. Aber das wurde alles zunichtegemacht von seiner unerbittlichen, nervtötenden, zur Weißglut treibenden Kontrollsucht, die Caitlin anfangs für altmodische Galanterie gehalten hatte.

Trennung und Scheidung, dachte sie, brachte das Schlimmste in einem Kontrollfreak zum Vorschein. Mehr noch als die Ehe.

»Nur, um noch einmal auf die Alimente zu sprechen zu kommen.« Patrick tippte mit dem Stift auf die Seite. »Ich bin mir nicht sicher, ob die Zahlen, die meine Frau ...« Sein Gesicht fror für den Bruchteil einer Sekunde ein und ließ eine unerwartete Verletzlichkeit durchscheinen. Dann hatte er sich wieder im Griff und konzentrierte sich auf die Fakten. »Die Zahlen, die Caitlin nennt, scheinen mir jeder Basis zu entbehren. Ich habe mir die Quittungen für die wöchentlichen Lebensmitteleinkäufe mal angeschaut, und da komme ich auf ganz andere Beträge.« Er hielt inne. »Auf ganz andere.«

Caitlin betrachtete den Kaktus auf dem Schreibtisch der Mediatorin. Patrick hatte es immer geliebt, sie als seine Frau zu bezeichnen; dabei hatte er immer töricht gelächelt, als könnte er sein Glück kaum fassen. Das war allerdings Patrick, der Ritter in der goldenen Rüstung, gewesen - der Einzige, der vor sechs Jahren auf dem windgepeitschten Seitenstreifen der M25 hinter ihrem leblosen Renault angehalten hatte, in dem sie allmählich in Panik geraten war. Joel hatte mit großen Augen in seinem Kindersitz auf der Rückbank gesessen, der Autobahnverkehr war an ihnen vorbeigerauscht und hatte den kleinen Wagen zum Zittern gebracht, und ihr Handy hatte keinen Mucks mehr von sich gegeben. Aber dann hatte Patrick ans Fenster geklopft. Sie hätte Angst haben sollen, aber die offenkundige Sorge, die sich in seinem Gesicht spiegelte, weil eine Frau mit einem kleinen Jungen liegen geblieben war, verlieh Caitlin sofort ein Gefühl der Sicherheit. Patrick marschierte zur Notrufsäule - im Gegensatz zu ihr hatte er die passende Kleidung für dieses Sauwetter - und wartete bei ihnen, bis Hilfe eintraf. Als in der dichten Dunkelheit die Blinklichter der Pannenhilfe aufschienen, reichte sie ihm verlegen die Hand und dankte ihm stumm, und er ließ sie nicht wieder los.

Als er sie nach ein paar Verabredungen zauberhaft altmodisch umwarb und eine Beziehung daraus erwuchs, rettete er Caitlin noch auf ganz andere Weise. Damals war ihr das Leben längst entglitten. Das Haus, die Finanzen, alles. Für Patrick war nichts zu schlimm, um nicht Abhilfe zu schaffen. Kein Schaden in ihrem Haus war so gravierend, dass er ihn nicht behoben hätte. Er hatte eine Abneigung gegen Unordnung und Ungerechtigkeit, schloss eine eigene Restschuldversicherung ab und befreite mit bloßen Händen Spinnen aus dem Badezimmer. Ein moderner Ritter. Und Caitlin - mit ihrem vaterlosen Kind, dem verkorksten Abschluss und dem vollkommenen Mangel an Selbstachtung - ließ sich nur zu gerne retten.

Dieselbe methodische Ruhe kam Folter gleich, seit Patrick ihre Ehe aufgegeben hatte