Bücher Schütze

Suche

Die ZitronenschwesternOverlay E-Book Reader

Die Zitronenschwestern

Roman | Valentina Cebeni

E-Book (EPUB)
2017 Penguin; Garzanti, Milano 2016
448 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-641-19540-3

Rezension verfassen

€ 8,99

in den Warenkorb
  • EPUB sofort downloaden
    Downloads sind nur für Kunden mit Rechnungsadresse in Österreich möglich!
  • Als Taschenbuch erhältlich
Kurztext / Annotation
Der erste Roman der Bestsellerautorin
Elettras früheste Kindheitserinnerung ist der Duft von Anisbrötchen. Ihre Mutter war eine begnadete Bäckerin, deren Köstlichkeiten direkt den Weg zum Herzen der Menschen fanden. Doch seit sie schwer erkrankt ist, steuert die Bäckerei der Familie auf den Bankrott zu. Und Elettra ist ganz auf sich allein gestellt, denn sie erfuhr nie, wer ihr Vater ist. Als sie von einer kleinen Insel im Mittelmeer hört, auf der ihre Mutter die glücklichste Zeit ihres Lebens verbracht haben soll, reist sie kurz entschlossen dorthin. Inmitten von Zitronenhainen stößt sie auf ein verlassenes Kloster, das eine alte Liebe verbirgt - und vielleicht das große Glück.

Valentina Cebeni wurde 1985 in Rom geboren, doch sie trägt das türkisblaue Meer, das die Küste Sardiniens umspielt, im Herzen. Bereits seit ihrer Kindheit hat sie zwei große Leidenschaften: für mitreißende Geschichten und für das Kochen und Backen. Sie liebt es, über die Rezepte ihrer Familie die gemeinsame Vergangenheit wiederzuentdecken. Mit ihren gefühlvollen Romanen hat sie sich in die Herzen ihrer Fans geschrieben.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

4.

Die Fähre zwischen der Isola del Titano und dem Festland fuhr in die geschützte Hafenbucht ein. Hinter dem mächtigen Schiff lagen eine breite Spur goldfarbener Schaumkronen und eine schier endlos lange Reise. Davor ragten riesige, von Wacholder und wilder Iris überwachsene Felsen auf, von denen sich ein Leuchtturm abhob.

Mit einem Becher Kaffee in der Hand und tief in ihre Jacke vergraben, stand Elettra auf der Brücke und betrachtete die stolze Schönheit der Landschaft vor ihr. Als sie hörte, dass der Motor der Fähre abgestellt wurde und der Bug sich mit metallenem Kreischen öffnete, seufzte sie erleichtert auf. Kurz darauf lief sie über den schwankenden Steg aufs Festland, fest entschlossen, das Panorama zu genießen: den kleinen Touristenhafen mit dem knappen Dutzend Anlegestellen und den Stegen, daneben der Hafen für die Fischer, ein verwitterter Holzsteg voller Reusen und Kisten in der prallen Sonne, dahinter ein Hügel, der mit Erika, rotem Wacholder und Erdbeerbäumen überwuchert war.

Die Insel schien sie willkommen zu heißen. Lächelnd strich sie sich eine Locke aus der Stirn, während sie mit der anderen Hand die Tasche mit den Brötchen umklammert hielt. Dann atmete sie tief durch. Endlich war sie auf diesem Fleckchen Erde mitten im Meer angekommen und konnte sich nicht sattsehen. Um sie herum das Chaos eines morgendlichen Marktes, improvisierte Stände mit Früchten, Strandschirme gegen die Sonne, daneben unzählige Paletten. Hinter den Verkaufstischen standen Frauen in schwarzen, wadenlangen Baumwollröcken und dunklen Blusen. Das silberne, zu festen Kränzen geflochtene Haar stand im Kontrast zu ihren erhitzten Gesichtern. Sie pressten Papiertüten gegen die Brust, aus denen Tomaten und fast orangenfarbene Pfirsiche herauslugten. Die Kundinnen hielten beim Gehen den Kopf gesenkt und ließen sich wortlos Früchte und Gemüse abwiegen, selbst beim Bezahlen wechselten sie kein Wort miteinander. Die Frauen waren stumm und ihre Augen ausdruckslos. Niemand sprach sie an, und die in Trauergewänder gehüllten Gestalten schienen ihre Umgebung gar nicht zur Kenntnis zu nehmen.

Wie eine Prozession von Geistern, dachte Elettra. Die Schattengestalten, denen die Gluthitze offenbar nichts ausmachte, traten zurück, um die Ankömmlinge hindurchzulassen. Die Einheimischen begegneten ihnen, als hätten sie die Pest. Komisch, dachte sie wieder und beobachtete die schwarz gekleideten Frauen, die sich nach und nach in den Gassen des Städtchens verloren.

Elettra öffnete ihre Tasche, um einen Blick auf ihre Backwaren zu werfen, aber die Reise hatte ihnen wider Erwarten nichts anhaben können. Der Geruch nach Anis war sogar noch intensiver geworden. Die Brötchen kamen ihr vor wie kleine, würzig duftende Kometen, die ihr den Weg zur Wahrheit weisen würden.

Bevor sie sich eine Unterkunft besorgte - sie war überhastet aufgebrochen und hatte völlig vergessen, ein Zimmer in einer billigen Pension (alles andere überstieg ihr Budget) zu reservieren -, wollte sie erst einen anderen Ort aufsuchen.

Auf einer Piazza fragte sie eine Einheimische nach dem Weg und wandte den Blick nicht von den knotigen Händen ab, die ihr die Richtung wiesen. Die schmalen Augen der Frau, die ihr bis zur Schulter reichte, und die veränderte Tonlage, nachdem sie das Kloster erwähnt hatte, ignorierte sie einfach.

»Sie meinen das von Lea und diesen Elendigen auf der anderen Inselseite?«, fragte die Frau und musterte sie von Kopf bis Fuß.

Elettra schüttelte den Kopf, sie verstand den Dialekt der Alten nur schwer. »Nein, nein, ich meine das Kloster der Heiligen Elisabeth«, wiederholte sie verwirrt.

Die Frau verzog das Gesicht und schlug sich mit der Faust auf die Brust, um einen Hustenanfall zu unterdrücken. »Nun geh schon, möge Gott dir auf dem Weg zu diesem unseligen Ort beistehen«, sagte sie kurz angebunden und lief weiter.

Hilflos und mutterseelenallein stand El